Sternenparks in Deutschland und EuropaDeutschland ist dicht besiedelt, dadurch wird in der modernen Gesellschaft viel künstliches Licht erzeugt, das den Himmel aufhellt und dadurch schwache Sterne, kosmische Gasnebel und die Milchstraße verschleiert. Dennoch gibt es Gebiete, in denen noch ein nahezu natürlich dunkler Sternenhimmel beobachtet werden kann und diese sollten möglichst geschützt werden! Dabei geht es nicht nur um das Erleben eines dunklen Sternhimmels, sondern auch um den Schutz nachtaktiver Tiere und Energieeinsparung durch sinnvoll eingesetzte künstliche Beleuchtung! Anerkennungen für SternenparksWie Naturschutzgebiete, so können auch Gebiete mit dunklem Himmel als Sternenparks geschützt werden, wobei es unterschiedliche Organisationen gibt, die solch ein Gebiet anerkennen:
Wie kann man dunkle Gebiete finden? Um Gebiete in Deutschland finden zu können, in denen der Sternhimmel noch möglichst ungestört beobachtet werden kann, hat die Fachgruppe Dark Sky Karten erstellt, die auf den Daten der amerikanischen DMSP-Satelliten beruhen und deren aktuellsten Daten aus dem Jahre 2010 stammen. Sie zeigen das direkt von der Erde in den Himmel gerichtete Licht. Der erste Atlas der Lichtverschmutzung des italienischen Astronomen Pierantonio Cinzano modelliert hingegen das in der Luft gestreute Licht und damit die Aufhellung des Himmels. Die Basisdaten stammen allerdings aus dem Jahr 1997. Sie können auch zur Aufsuche dunkler Regionen benutzt werden. Besonders hilfreich sind die Karten, die als Overlay für das Programm Google Earth benutzt werden können: Messungen der Himmelshelligkeit
Die Messung der Himmelshelligkeit kann mit einem Messgerät der kanadischen Firma Unihedron erfolgen. Es misst die Leuchtdichte des Himmels in der astronomischen Einheit Größenklassen/Quadratbogensekunden (mag/arcsec2). Die Skala ist umgekehrt, hohe Werte bedeuten einen dunklen Himmel. Folgende Werte geben einen ersten Anhalt für die Skala:
Für die Handmessungen sind einige Vorkehrungen zu treffen, um repräsentative Messwerte zu erhalten.
Um eine gute Datenbasis über die Aufhellung des Himmels in Deutschland zu erhalten, sollten Messungen in einer vorbereiteten Excel-Tabelle (› SQM_vorlage.xlt) eingetragen und an gesendet werden. Es gibt Modifikationen (mit USB-, RS232-, Ethernet-Schnittstelle), die als kontinuierliche Messstationen eingesetzt werden können, und damit ermöglichen, den Himmelszustand zu überwachen. Für das SQM-LU (mit USB-Schnittstelle) gibt es die Roadrunner-Software von Daniel Rosa Infantes vom Astronomischen Verein Malaga, die mit einem GPS-Empfänger Positionen und Himmelshelligkeit während einer Fahrt aufzeichnen kann.
Ein besonders kritisches Kriterium für die Qualität des Nachthimmels sind das Zodiakallicht, das in den mittleren Breiten im Frühjahr am westlichen Abendhimmel als schwache Lichtpyramide im Herbst am östlichen Morgenhimmel zu sehen ist. Das Zodiakallicht ist das am interplanetaren Staub gestreute Sonnenlicht, dessen Helligkeit von der Sonne weg abnimmt, aber genau gegenüber der Sonne im Gegenschein wieder etwas heller wird.
Beleuchtung ohne LichtsmogWichtig ist aber auch, dass in Sternenparks und im umliegenden Gebiet Licht eingesetzt wird, das nicht in die Horizontale oder gen Himmel strahlt, sogenannte voll abgeschirmte Leuchten. Zudem sollte die Lichtmenge (also die Helligkeit) und die Leuchtdauer (also wie lange die Leuchten an sind) möglichst weit reduziert werden, ohne den Sicherheitsaspekt zu gefährden. Ausführliche Informationen gibt dieses Dokument: › Lichtplan.pdf (1,9MB) Mögliche SternenparksDie Fachgruppe Dark Sky hat vor allem 2010 und 2011 umfangreiche Messungen in unterschiedlichen Schutzgebieten Deutschlands gewonnen. Zum Vergleich wurde auch in anderen besonders dunklen Gebieten Europas gemessen.
Nationalpark EifelBereits kurz nach Einrichtung des Nationalparks Eifel wurde mit der Volkssternwarte Aachen im Jahre 2006 auf die Möglichkeit der Einrichtung eines Schutzgebietes hingewiesen, da zu befürchten ist, dass durch die Nutzung der ehemaligen Ordensburg Vogelsang mitten im Nationalpark ein hell erleuchtetes Gebiet entstehen könnte. Im Dezember 2008 wurden in einigen Gebieten der Eifel Messungen der Himmelshelligkeit gemacht, die dunkelsten Werte lagen bei 21.2 mag/arcsec2 (mit Milchstraße). 2014 erhielt der Nationalpark die vorläufige Anerkennung als erster International Dark Sky Park in Deutschland. Binnen eines Jahres soll die endgültige Anerkennung durch Umrüstung der Beleuchtung in den Enklaven erfolgen. Langfristig ist die Einrichtung eines International Dark Sky Reserves geplant mit dem Nationalpark als Kernzone und einer ausgedehnten Pufferzone. Naturpark Terra.vitaDer Naturpark Terra.vita, Nördlicher Teutoburger Wald, ist wegen der hohen Bevölkerungsdichte und der stark verstreuten Besiedlung erwartungsgemäß relativ hell. Längere Messreihen konnten in Osnabrück gewonnen werden, zudem wurde die Himmelshelligkeit über weite Bereiche gemessen, wobei vor allem nach Nordosten außerhalb des Naturparks, wo weite unbesiedelte Moorflächen liegen, die Himmelshelligkeit abnimmt (bis 21.6 mag/arcesec2). Fischaugenaufnahme des Sternhimmels über der Sternwarte des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück auf dem Oldendorfer Berg bei Melle im Naturpark Terra.Vita. Sofern nicht anders angegeben, sind alle Fischaugenaufnahmen mit identischen Einstellungen aufgenommen worden (ISO 800, 1:2,8, 180s)
Naturpark WesthavellandDer Naturpark im Westen Brandenburgs an der Grenze zu Sachsen-Anhalt lässt vor allem im nördlichen Bereich einen besonders dunklen Himmel erwarten. Erste Messungen im April 2009 ergaben einen nahezu natürlich dunklen Himmel mit einer Helligkeit von 21.78 mag/arcsec2, weshalb der Parkverwaltung eine Anerkennung als Dark Sky Park vorgeschlagen wurde. Seine Bedeutung liegt in der Nähe zu Berlin und damit leichten Erreichbarkeit. Im August 2011 wurde auf dem Sportplatz von Gülpe ein erstes Teleskoptreffen veranstaltet. 2014 wurde der Naturpark als erstes International Dark Sky Reserve in Deutschland anerkannt.
Biosphärenreservat Rhön Das Biosphärenreservat Rhön erstreckt sich über die Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen, die jeweils eigene Biosphärenverwaltungen haben. Die Initiative Schutz des Sternhimmels vor Ort ist von Sabine Frank ausgegangen. Im Jahre 2011 wurden umfangreiche Messungen im Gebiet des Biosphärenreservats gemacht, die in einigen Regionen nahezu natürlich dunklen Sternhimmel (21.78 mag/arcsec2) ergaben, was beispielsweise nach den Cinzano-Karten nicht zu erwarten war. Die ARGE (regionale Arbeitsgemeinschaft) Rhön als gemeinsames Organ einer Zusammenarbeit der fünf beteiligten Landkreise hat die Verfolgung einer Anerkennung als "Sternenpark im Biosphärenreservat Rhön" im November 2011 beschlossen. Offenbar ist die Himmelsqualität der Rhön in Kreisen der Hobbyastronomen bereits gut bekannt, zumal sie einen zentral gelegenen Ort in Deutschland darstellt.
Nationalpark HarzMessungen wurden durch den Verein Sternwarte St. Andreasberg angeregt, die einen Schutz für die geplante Sternwarte anstreben. Obwohl nach den Cinzano-Karten hier auch ein heller Himmel zu erwarten war, zeigten Messungen an einigen Plätzen nahe der Stadt Braunlage am Rande des Nationalparks Harz einen nahezu natürlich dunklen Sternhimmel mit 21.75 mag/arcsec2. Deren Qualität scheint aber stark gefährdet zu sein, da auf dem nahen Wurmberg ein Ausbau mit künstlich beschneiten Pisten mit Beleuchtung geplant ist.
Biosphärengebiet Schwäbische Alb/MünsingenUm den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen wurde das Biosphärengebiet Schwäbische Alb geschaffen. Der Truppenübungsplatz scheint in seinem Zentrum am dunkelsten zu sein, ist dort allerdings nur zu Fuß zugänglich. In der Peripherie wurden Werte bis zu 21.15 mag/arcsec2 (mit Milchstraße) gemessen. Besonders dunkel scheint es in der Gegend von Ittenhausen zu sein, dort wurden 21.75 mag/arcsec2 gemessen. Die Anerkennung eines Sternenparks Schwäbische Alb wird von einer Gruppe von Amateurastronomen angestrebt.
Sternenpark Schwarze Elster Seit 2000 wird bei der Stadt Herzberg im September ein Teleskoptreffen veranstaltet, das sich großer Beliebtheit erfreut und bisher fast immer gutes Wetter bot. Im September 2011 war es relativ diesig, zudem gab es eine Veranstaltung mit Licht in Herzberg, weshalb die Helligkeit bei etwa 21.40 mag/arcsec2 (mit Milchstraße) lag.
Altmark und WendlandIm Grenzgebiet von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern scheinen nach den Satellitenkarten ebenfalls dunkle Gebiete zu sein. Teilweise erstrecken sie sich über das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalauen. Hier wurden im Oktober 2011 Helligkeiten bis 21.3 mag/arcsec2 (mit Milchstraße) gemessen. Zum Vergleich sind hier einige der besten Regionen für Sternbeobachtungen in Europa aufgeführt:
Booschplaat, Terschelling, NiederlandeAuf Betreiben von Mells de Vries, der dort den Ferienpark Tjermelan betreibt, soll am Ostende der Insel mit dem Schutzgebiet Boschplaat ein International Dark Sky Park eingerichtet werden. Anfang Februar 2014 wurden dort Beobachtungsplätze nachts mit dem Fahrrad angefahren, es wurde eine Himmelshelligkeit von 21.5 mag/arcsec2 gemessen.
Internationaler Sternenpark Izera an der polnisch-tschechischen GrenzeNur wenige Kilometer südöstlich von Zittau befindet sich der Sternenpark Izera in einem abgeschirmten Tal um den Weiler Izerska. Informationstafeln informieren über den Park, gelegentlich finden Vorträge oder Führungen statt. Bedingt durch nahe große Städte (wie z.B. Liberec) ist der Himmel allerdings relativ hell (21.25 mag/arcsec2).
La PalmaDie Kanareninsel La Palma gilt bei Sternfreunden als eines der astronomischen Paradiese. Die Beleuchtung auf der Insel ist zum Schutz der dortigen Sternwarte stark reglementiert. Die besten Beobachtungsbedingungen gibt es um den Roque de los Muchachos auf 2000 m Höhe, wo sich auch die Sternwarte befindet, hier wurden 21.60 mag/arcsec2 (mit Milchstraße) gemessen.
LastovoDiese kroatische Mittelmeerinsel liegt weit von den hellen Lichtquellen entfernt und weist daher einen ungewöhnlich dunklen Himmel auf. 2008 bis 2010 fanden hier die Tagungen der Initiative für Dark-Sky Parks statt. Im Sommer 2010 wurde auf dem Hubschrauberlandeplatz eine Himmelshelligkeit von 21.60 mag/arcsec2 gemessen (mit Milchstraße).
Zselic Dark Sky ParkDieses ungarische Naturgebiet wurde als zweiter europäischer Dark Sky Park von der IDA anerkannt. Er erstreckt sich südlich der Stadt Kaposvar, die mit 67.700 Einwohnern eine beträchtliche nahe Quelle künstlichen Lichts darstellt und damit den Himmel im Park aufhellt, auch wenn dort kaum Beleuchtung installiert ist. 21.40 mag/arcsec2 Mit Unterstützung der EU wurden in der Stadt sehr helle Leuchten installiert, in der Fußgängerzone zudem viele Bodenstrahler, die den Himmel unnötig aufhellen.
"Triangle Noir" PNR des Causses du Quercy Auf der Lichtverschmutzungskarte von Cinzano ist diese nahezu dreieckige Region die dunkelste Region in Mitteleuropa, daher triangle noir – schwarzes Dreieck. Sie fällt großenteils mit dem regionalen Naturpark Causses du Quercy nordöstlich der Stadt Cahors im Département Lot zusammen. Hier ist es wegen der geringen Besiedlungsdichte dunkel, allerdings wurde in vielen Ortschaften neue hellere Beleuchtung installiert, die teilweise weit in das Umfeld leuchtet, weshalb das Gebiet in den letzten Jahren offenbar wesentlich heller geworden ist.
MontsecDieses Gebirge ist den Pyrenäen südlich vorgelagert und gehört im Nordwesten Kataloniens zur dunkelsten Region dieser Provinz, wie eine Studie aus dem Jahr 2000 zeigte. Deshalb wurde sie als Referenz für einen dunklen Himmel in Katalonien ausgewählt und es wurde dort ein Forschungsobservatorium und eine öffentliche Sternwarte mit Planetarium eingerichtet. Bei Amateurastronomen aus dem Großraum Barcelona ist die Region bekannt, weshalb dort in klaren Neumondnächten zahlreiche Beobachter anzutreffen sind. Während der nördliche Himmel noch sehr dunkel ist, stören in südlicher Richtung Städte wie Balaguer (17000 Einwohner) und Lleida (138000 Einwohner) mit ihren Lichtern beträchtlich. Im Sommer 2011 wurden hier 21.65 mag/arcsec2 gemessen.
Pic du Midi/Pyrenäen
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